Ein elegantes Mode-Stillleben zeigt die Harmonie aus gewagten Farbkombinationen und Mustern in einem künstlerisch arrangierten Kleidungsensemble
Veröffentlicht am Mai 17, 2025

Ein harmonisches Outfit ist kein Zufall, sondern das Ergebnis des bewussten Einsatzes universeller Gestaltungsprinzipien, die über flüchtige Trends hinausgehen.

  • Die Farbtheorie bietet eine logische Grundlage, um emotionale und visuell ansprechende Paletten zu schaffen.
  • Erfolgreiche Muster- und Textur-Kombinationen folgen den Regeln von Maßstab, Farbbrücken und visuellem Gleichgewicht.

Empfehlung: Beginnen Sie damit, jedes Outfit als eine Komposition zu betrachten, die einen klaren Fokuspunkt, einen unterstützenden Hintergrund und einen durchdachten Rhythmus benötigt.

Viele modebewusste Menschen stehen vor dem Kleiderschrank und spüren eine unsichtbare Barriere. Sie bewundern mutige Kombinationen auf Magazinseiten, zögern aber, selbst Streifen zu Blumen oder leuchtendes Orange zu tiefem Violett zu tragen. Die Angst, „falsch“ zu liegen oder überladen auszusehen, führt oft zurück zu sicheren, aber uninspirierten Kombinationen aus Schwarz, Weiß und Grau. Die gängigen Ratschläge – „finden Sie eine gemeinsame Farbe“ oder „halten Sie es einfach“ – sind zwar nicht falsch, kratzen aber nur an der Oberfläche. Sie erklären das „Was“, aber selten das „Warum“.

Was wäre, wenn die Lösung nicht im Auswendiglernen von starren Moderegeln läge, sondern im Verständnis einer tieferen, universellen Sprache? Der Schlüssel zu wirklich meisterhaften Kombinationen liegt in der Anwendung der gleichen Prinzipien, die auch Maler, Komponisten und Architekten nutzen: die Prinzipien der Harmonie, des Kontrasts, des Rhythmus und der Balance. Mode ist nicht nur Kleidung; sie ist angewandte Kunst. Es geht darum, eine visuelle Komposition zu schaffen, bei der jedes Element – Farbe, Muster, Textur und Silhouette – eine bestimmte Rolle spielt und zur Gesamtwirkung beiträgt.

Dieser Artikel ist Ihr persönlicher Kunstlehrer für den Kleiderschrank. Wir werden die Grammatik des Stils entschlüsseln, nicht um Sie in ein Korsett aus Regeln zu zwängen, sondern um Ihnen die Freiheit zu geben, diese Regeln bewusst zu brechen. Sie werden lernen, wie Farben nonverbal kommunizieren, wie Muster miteinander in einen Dialog treten und warum ein ruhiger Hintergrund jedes Meisterwerk erst zum Leuchten bringt. Am Ende werden Sie nicht nur wissen, wie man ein mutiges Outfit zusammenstellt, sondern auch verstehen, warum es funktioniert.

Für diejenigen, die visuelle Beispiele bevorzugen, bietet das folgende Video eine wunderbare praktische Demonstration, wie diese Prinzipien, insbesondere beim Lagenlook, angewendet werden können, um eine schmeichelhafte und dynamische Silhouette zu schaffen.

Um Ihnen eine klare Struktur für diese kreative Reise zu geben, haben wir die fundamentalen Bausteine der Stil-Grammatik in die folgenden Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel baut auf dem vorherigen auf und führt Sie schrittweise von den Grundlagen zu fortgeschrittenen Techniken.

Jenseits von Schwarz und Weiß: Eine einfache Anleitung zur Farblehre für Ihre Garderobe

Farbe ist das erste und mächtigste Kommunikationsmittel in Ihrer Garderobe. Lange bevor wir Details wie Schnitt oder Material wahrnehmen, reagieren wir auf die emotionale Energie von Farben. Tatsächlich belegen Studien zur Farbpsychologie, dass über 90% der ersten Eindrücke durch Farben bestimmt werden. Das Verständnis der grundlegenden Farbtheorie ist daher kein trockener akademischer Exkurs, sondern das Erlernen einer visuellen Sprache. Die Basis bildet der Farbkreis, der uns zeigt, wie Farben zueinander in Beziehung stehen. Komplementärfarben, wie Rot und Grün, liegen sich gegenüber und erzeugen maximale Energie und Kontrast. Analoge Farben, wie Blau und Türkis, liegen nebeneinander und schaffen ein Gefühl von Ruhe und Harmonie.

Mutige Kombinationen beginnen oft mit einem bewussten Einsatz dieser Beziehungen. Anstatt Farben zufällig zu wählen, können Sie eine komplementäre Farbe als Akzent einsetzen, um einem ansonsten ruhigen Outfit Leben einzuhauchen. Oder Sie bauen einen ganzen Look auf analogen Farbtönen auf, um eine subtile, aber dennoch anspruchsvolle Tiefe zu erzeugen. Wie Farbpsychologie-Experten betonen, senden verschiedene Farben spezifische emotionale Signale aus, die unsere Ausstrahlung und die Wahrnehmung durch andere maßgeblich beeinflussen. Eine bewusste Farbwahl ist somit ein strategisches Werkzeug, um den gewünschten ersten Eindruck zu hinterlassen.

Farben kommunizieren nonverbal unsere Persönlichkeit. Jede Kleidungsfarbe sendet spezifische emotionale Signale. Farbwahl beeinflusst den ersten Eindruck.

– Fashion-Insider Farbpsychologie-Experten, Fashion-Insider Artikel zur Farbpsychologie

Ein häufiger Fehler ist die Annahme, dass nur neutrale Farben wie Schwarz, Weiß oder Beige als Basis dienen können. In Wahrheit kann jede Farbe zur Basis werden, solange das visuelle Gleichgewicht gewahrt bleibt. Ein Outfit in verschiedenen Blautönen kann genauso elegant und zurückhaltend wirken wie ein beiges Ensemble. Der Schlüssel liegt darin, die Sättigung und Helligkeit der Farben zu steuern und eine klare visuelle Hierarchie zu etablieren. Eine Farbe sollte die Hauptrolle spielen, während die anderen als unterstützende Nebendarsteller fungieren.

Streifen zu Blumen: Die 3 einfachen Regeln, mit denen jeder Mustermix gelingt

Das Kombinieren von Mustern fühlt sich oft wie die hohe Kunst des Stylings an – eine Disziplin, die mit großer Unsicherheit verbunden ist. Doch wie in der Musik folgt auch hier die Harmonie klaren Prinzipien. Anstatt Muster willkürlich zusammenzuwerfen, können drei einfache Regeln als Leitfaden dienen, um einen kohärenten und dennoch aufregenden Look zu kreieren. Sie sind die Grundpfeiler einer jeden gelungenen Muster-Komposition.

Die erste und wichtigste Regel ist die gemeinsame Farbbrücke. Zwei oder mehr Muster wirken sofort harmonisch, wenn sie mindestens eine Farbe gemeinsam haben. Diese geteilte Farbe fungiert als visueller Anker, der die unterschiedlichen Designs zusammenhält und dem Auge einen Ruhepol bietet. Ein blau-weiß gestreiftes Hemd passt beispielsweise perfekt zu einem Rock mit floralem Muster, wenn dieses ebenfalls Blautöne enthält. Die zweite Regel betrifft den Maßstab der Muster. Die Kombination von Mustern unterschiedlicher Größe erzeugt Tiefe und verhindert, dass der Look unruhig wirkt. Kombinieren Sie ein großflächiges Muster, wie breite Blockstreifen, mit einem kleinteiligen, wie einem feinen Pünktchenmuster. Dieser Kontrast im Maßstab sorgt für ein ausgewogenes visuelles Gleichgewicht und lässt jedes Muster für sich atmen.

Ein harmonisches Outfit zeigt die gelungene Kombination von Streifenmustern mit floralen Prints durch geschickte Farbabstimmung und Proportionsspiel

Die dritte Regel ist die Balance zwischen organischen und geometrischen Mustern. Die Kombination dieser beiden Kategorien ist oft besonders erfolgreich. Florale, tierische oder abstrakte Prints (organisch) bilden einen spannenden Kontrast zu Streifen, Karos oder Punkten (geometrisch). Diese Spannung zwischen fließenden und starren Formen schafft einen rhythmischen Fluss, der das Auge fesselt und dem Outfit eine intellektuelle Ebene verleiht. So wird die Kombination von einem Leoparden-Print mit einem klassischen Glencheck-Muster zu einer stilvollen Aussage statt zu einem modischen Fauxpas.

Der „Alles schreit“-Fehler: Warum jedes Meisterwerk einen ruhigen Hintergrund braucht

In der Kunst der Komposition, sei es in der Malerei oder im Modedesign, ist der leere Raum genauso wichtig wie das bemalte oder gestaltete Element. Ein häufiger Fehler bei dem Versuch, ein mutiges Outfit zu kreieren, ist der „Alles schreit“-Fehler: Jedes einzelne Teil des Looks kämpft um maximale Aufmerksamkeit. Ein Statement-Mantel wird mit einer auffälligen Tasche, lauten Schuhen und extravagantem Schmuck kombiniert. Das Ergebnis ist kein harmonisches Ensemble, sondern visuelles Chaos, bei dem das Auge keinen Fokuspunkt findet.

Jedes meisterhafte Outfit benötigt, genau wie ein Gemälde, einen ruhigen Hintergrund, der dem eigentlichen Star der Komposition erlaubt zu glänzen. Dieser Hintergrund muss nicht zwangsläufig neutral in der Farbe sein, aber er sollte in seiner Form, Textur oder seinem Muster zurückhaltend sein. Wenn Sie sich für eine Hose mit einem komplexen Muster entscheiden, kombinieren Sie sie mit einem schlichten, einfarbigen Oberteil. Wenn Ihr Fokus auf einer architektonisch geschnittenen Jacke liegt, lassen Sie den Rest des Looks simpel und unterstützend wirken. Styling-Experten empfehlen als Faustregel, sich auf maximal drei Farben pro Outfit zu beschränken, um diese visuelle Klarheit zu gewährleisten.

Diese Regel der visuellen Hierarchie erlaubt es Ihnen, die Geschichte Ihres Outfits selbst zu bestimmen. Sie entscheiden, wohin der Blick des Betrachters gelenkt wird. Der stärkste Kontrast, den es gibt, ist der zwischen Schwarz und Weiß, und dieses Prinzip lässt sich übertragen. Ein leuchtend farbiges Element entfaltet seine volle Wirkung erst vor einem ruhigen, kontrastierenden Hintergrund. Denken Sie an Ihr Outfit als eine Bühne: Es kann nur einen Hauptdarsteller geben. Alle anderen Elemente sind die Kulisse, die ihn unterstützt und seine Wirkung verstärkt, anstatt mit ihm in Konkurrenz zu treten.

Süß trifft Salzig: Die hohe Kunst des Stilbruchs für unvergessliche Outfits

Der Stilbruch ist die fortgeschrittene Technik in der Grammatik des Stils. Er ist der bewusste Regelverstoß, der ein Outfit von „gut gekleidet“ zu „unvergesslich“ erhebt. Ähnlich wie ein Koch süße und salzige Aromen kombiniert, um ein komplexes Geschmackserlebnis zu schaffen, mischt ein stilsicherer Mensch gegensätzliche modische Welten. Das Ergebnis ist eine kreative Disharmonie, die Spannung erzeugt und die Persönlichkeit des Trägers auf faszinierende Weise widerspiegelt.

Die psychologische Wirkung eines gekonnten Stilbruchs ist beachtlich. Er signalisiert Selbstbewusstsein, Kreativität und ein tiefes Verständnis für Mode, das über das bloße Nachahmen von Trends hinausgeht. Ein Stilbruch entsteht durch das bewusste Kombinieren von Elementen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, dass der Bruch kalkuliert und nicht zufällig wirkt. Es geht darum, eine Brücke zwischen zwei Welten zu schlagen. So kann man beispielsweise eine feminine, fließende Seidenbluse mit einer robusten Lederjacke kombinieren. Der Kontrast zwischen zart und hart, elegant und rockig, erzeugt eine dynamische Energie.

Einige klassische Stilbruch-Kombinationen haben sich bereits als erfolgreich erwiesen und dienen als guter Ausgangspunkt für eigene Experimente. Dazu gehören:

  • Sportlich-elegant: Eine schlichte Jogginghose wird mit einem eleganten Blazer und feinen Slingbacks kombiniert, um einen Look zu schaffen, der sowohl komfortabel als auch businesstauglich ist.
  • Punk trifft Boho: Ein rockiges Band-T-Shirt erhält durch einen fließenden, romantischen Maxirock eine weichere Note, während robuste Doc Martens den rebellischen Charakter unterstreichen.
  • Business-Casual: Ein klassischer Hosenanzug verliert seine Strenge und wirkt modern und zugänglich, wenn er mit lässigen, hochwertigen Sneakern getragen wird.

Der wichtigste Aspekt bei jedem Stilbruch ist, dass Sie sich darin wohlfühlen. Es ist ein Ausdruck Ihrer Individualität, eine Art, mit modischen Konventionen zu spielen und Ihre eigene, einzigartige Geschichte zu erzählen. Es ist die bewusste Entscheidung, nicht in eine einzige stilistische Schublade zu passen.

Der magische dritte Teil: Das Geheimnis, das gewagte Kombinationen zusammenhält

Manchmal steht man vor dem Spiegel, hat eine mutige Kombination aus Farbe und Muster gewagt, und doch fühlt sich etwas unfertig an. Die einzelnen Teile sind großartig, aber sie scheinen nicht miteinander zu sprechen. Hier kommt das Konzept des „magischen dritten Teils“ ins Spiel – ein verbindendes Element, das wie ein visueller Klebstoff fungiert und die verschiedenen Komponenten eines gewagten Looks zu einem stimmigen Ganzen fügt.

Dieses dritte Element ist oft ein Accessoire, kann aber auch ein Kleidungsstück sein. Seine Funktion ist es, eine visuelle Brücke zwischen den Hauptteilen des Outfits zu schlagen. Ein klassisches Beispiel ist der Gürtel. Wenn Sie ein farbenfrohes Oberteil mit einer gemusterten Hose kombinieren, kann ein Gürtel in einer neutralen Farbe oder einer Farbe, die in beiden Teilen vorkommt, die Taille definieren und die beiden Hälften des Looks elegant verbinden. Ähnlich kann ein Schal oder ein Tuch die Farben des Ober- und Unterteils aufgreifen und so für einen harmonischen rhythmischen Fluss sorgen.

Doch das verbindende Element muss nicht immer so offensichtlich sein. Es kann subtiler wirken, wie ein wiederkehrendes Detail, das den Look zusammenhält.

Das verbindende Element kann auch ein wiederkehrendes Detail sein – eine durchgängige Metallic-Farbe bei Schmuck und Schuhen, eine wiederholte geometrische Form oder eine einheitliche Textur. Diese Accessoire-Bündel funktionieren als visuelle Brücke zwischen verschiedenen Outfit-Teilen.

– Modefluesterin.club, Praktische Erfahrung mit dem ‚dritten Element‘ Prinzip

Denken Sie an die Schuhe als Teil dieser Gleichung. Manchmal sind es gerade die Schuhe, die als das entscheidende dritte Teil fungieren. Ein Paar Schuhe in einer unerwarteten Akzentfarbe kann die subtilen Töne eines Musters aufgreifen und den gesamten Look zum Leben erwecken. Dieses Prinzip der visuellen Verbindung verwandelt eine Ansammlung von Kleidungsstücken in eine durchdachte Kompositionsgrammatik. Es ist das letzte Puzzleteil, das aus einem gewagten Versuch ein selbstbewusstes Statement macht.

Glatt trifft Grob: Wie der richtige Mix aus Texturen Ihren Lagenlook auf ein neues Level hebt

Während Farbe und Muster oft im Vordergrund der Stil-Diskussion stehen, ist die Textur die subtile, aber unglaublich wirkungsvolle dritte Dimension der Mode. Der bewusste Mix aus unterschiedlichen Materialien kann einem ansonsten einfarbigen oder schlichten Outfit eine faszinierende Tiefe und einen Hauch von Luxus verleihen. Nirgendwo wird dies deutlicher als beim Lagenlook, wo die „texturale Konversation“ zwischen den einzelnen Schichten entscheidend für den Erfolg der Komposition ist.

Das Grundprinzip ist der Kontrast. Die Kombination von glatten, fließenden Materialien mit groben, strukturierten Oberflächen erzeugt eine taktile Spannung, die das Auge fesselt. Denken Sie an die zeitlose Paarung eines seidenen Camisole-Tops unter einem grob gestrickten Cardigan. Die fließende Seide fängt das Licht ein und wirkt zart, während der Strick Wärme und Gemütlichkeit ausstrahlt. Zusammen schaffen sie ein visuelles Gleichgewicht zwischen Eleganz und Lässigkeit. Weitere klassische Kontraste sind die Kombination von robustem Denim mit zarter Spitze, glattem Leder mit weichem Kaschmir oder knackiger Baumwolle mit fließendem Satin.

Ein sinnliches Textur-Arrangement zeigt verschiedene Materialien von fließender Seide bis zu grobem Strick in harmonischer Kombination für einen perfekten Lagenlook

Ein gekonnter Texturenmix kann auch dazu beitragen, die Proportionen zu formen und die Silhouette zu definieren. Glänzende Materialien wie Satin oder Leder neigen dazu, das Licht zu reflektieren und Volumen hinzuzufügen, während matte Texturen wie Wolle oder Leinen das Licht absorbieren und eher verschlankend wirken. Indem Sie diese Eigenschaften strategisch einsetzen, können Sie bestimmte Körperpartien hervorheben oder kaschieren. Ein Lagenlook, der verschiedene Texturen berücksichtigt, wirkt immer durchdachter und hochwertiger. Er erzählt eine Geschichte von Sinnlichkeit und Komfort und lädt dazu ein, Mode nicht nur zu sehen, sondern auch zu fühlen.

Das kreative Chaos: Wie Sie verhindern, dass Ihr verspielter Look wie ein Zufallsprodukt aussieht

Ein verspielter, eklektischer Stil, der mutig Farben, Muster und Epochen mischt, kann unglaublich charismatisch sein. Doch es ist ein schmaler Grat zwischen kreativem Genie und modischem Chaos. Der Schlüssel, um sicherzustellen, dass Ihr Look als absichtsvolle Komposition und nicht als zufälliges Durcheinander wahrgenommen wird, liegt in einem einzigen Konzept: der Kuration. Jedes Element, egal wie ausgefallen, muss eine Daseinsberechtigung im Gesamtbild haben.

Der erste Schritt zur Kuration ist das Finden eines roten Fadens. Das muss nicht so offensichtlich sein wie eine durchgehende Farbe. Es kann ein Thema sein (z.B. „maritim“ oder „70er-Jahre-Boheme“), eine wiederkehrende Form oder eine bestimmte Stimmung, die Sie vermitteln möchten. Dieser rote Faden sorgt dafür, dass die einzelnen Teile trotz ihrer Unterschiedlichkeit miteinander in Beziehung treten. Der zweite Schritt ist die Kunst des Weglassens. Ein berühmter Ratschlag, der oft Coco Chanel zugeschrieben wird, lautet, vor dem Verlassen des Hauses in den Spiegel zu schauen und ein Teil abzulegen. Dieser Akt der Reduktion ist entscheidend, um den Fokuspunkt des Outfits zu schärfen und eine Überladung zu vermeiden.

Ein gut kuratierter, kreativer Look erzählt eine klare Geschichte. Er wirkt nicht so, als hätten Sie im Dunkeln in Ihren Schrank gegriffen, sondern als hätten Sie jedes Teil bewusst ausgewählt, um eine bestimmte Facette Ihrer Persönlichkeit auszudrücken. Um diesen finalen Check durchzuführen, kann eine einfache Checkliste helfen, die eigenen Kreationen mit etwas Abstand zu bewerten.

Ihre Checkliste für einen harmonischen Look: Die 3-Punkte-Prüfung

  1. Roter Faden: Gibt es ein verbindendes Element – sei es eine gemeinsame Farbe, ein einheitliches Thema oder eine wiederkehrende Form – das den Look zusammenhält?
  2. Proportionen und Balance: Stimmt das visuelle Gleichgewicht zwischen den einzelnen Teilen? Wirkt die Silhouette harmonisch oder erdrückt ein Element das andere?
  3. Stimmige Geschichte: Erzählt das Outfit eine klare und kohärente Geschichte über Ihre Persönlichkeit und Stimmung, oder wirken die Elemente widersprüchlich?

Indem Sie lernen, Ihre eigenen Looks wie ein Kurator zu betrachten, entwickeln Sie die Fähigkeit, selbst die gewagtesten Kombinationen so zu gestalten, dass sie als Ausdruck von Stil und nicht als modischer Unfall interpretiert werden. Es ist die bewusste Absicht hinter dem Chaos, die es in Kunst verwandelt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Stil ist keine Ansammlung von Regeln, sondern die Anwendung von Gestaltungsprinzipien wie Balance, Rhythmus und Fokus.
  • Jedes Element – Farbe, Muster, Textur – hat eine Funktion in der Gesamtkomposition eines Outfits.
  • Mutige Kombinationen wirken dann harmonisch, wenn sie durch ein verbindendes Element (Farbbrücke, roter Faden) zusammengehalten werden.

Dimension und Dynamik: Wie Sie mit Lagenlooks aus jedem Outfit ein Kunstwerk machen

Der Lagenlook, oft als „Zwiebelprinzip“ bezeichnet, ist weit mehr als nur eine praktische Methode, um sich an wechselnde Temperaturen anzupassen. Er ist die Königsdisziplin der Stil-Grammatik, denn er vereint alle bisher besprochenen Prinzipien: Farbtheorie, Mustermix, Texturkontrast und Proportionen. Ein meisterhafter Lagenlook ist eine dreidimensionale Komposition, die einem Outfit Tiefe, Bewegung und eine architektonische Qualität verleiht. Er funktioniert durch das bewusste Übereinandertragen mehrerer, unterschiedlich langer Kleidungsstücke, wodurch eine dynamische und interessante Silhouette entsteht.

Das Geheimnis eines gelungenen Lagenlooks liegt im Spiel mit Längen und Volumen. Die verschiedenen Längen der einzelnen Schichten schaffen optische Stufen, die Spannung erzeugen und den Blick lenken. Eine lange Bluse, die unter einem kürzeren Pullover hervorblitzt, bricht die Monotonie und schafft einen rhythmischen Fluss. Gleichzeitig ist das Management von Volumen entscheidend. Die Regel lautet hier: Kombinieren Sie ein weites Teil mit einem schmal geschnittenen. Eine weite Marlene-Hose harmoniert perfekt mit einem eng anliegenden Rollkragenpullover, während ein Oversize-Blazer am besten über einer schmalen Hose oder einem figurbetonten Kleid zur Geltung kommt. Dieses Spiel mit dem visuellen Gleichgewicht verhindert, dass der Look unförmig oder wuchtig wirkt.

Der moderne Lagenlook lebt von der Vielfalt der Materialien und Farben. Unterschiedliche Strukturen, wie ein grober Strick über feiner Spitze oder glattes Kunstleder, schaffen aufregende Kontraste. Ebenso sorgt das Zusammenspiel von blickdichten und transparenten Stoffen für überraschende Effekte und verleiht dem Outfit eine subtile Raffinesse. Der Lagenlook ist die ultimative Einladung zum Experimentieren. Er erlaubt es Ihnen, bekannte Kleidungsstücke auf neue Weise zu kombinieren und Ihre Garderobe vielseitiger zu gestalten. Jedes Outfit wird so zu einer leeren Leinwand, auf der Sie mit den Prinzipien der Komposition ein kleines, tragbares Kunstwerk schaffen können.

Beginnen Sie noch heute damit, diese Prinzipien anzuwenden, und verwandeln Sie Ihren Kleiderschrank in ein Atelier für tragbare Kunst.

Häufig gestellte Fragen zum Lagenlook-Styling

Wie kombiniere ich verschiedene Längen richtig?

Layering funktioniert durch das bewusste Kombinieren verschiedener Längen, um ein harmonisches Gesamtbild zu schaffen. Wichtig ist das Spiel mit Materialien und Proportionen. Eine gute Faustregel ist, dass die Längenunterschiede sichtbar, aber nicht zu extrem sein sollten, um eine ausgewogene Silhouette zu wahren.

Welche Materialien eignen sich am besten für Lagenlooks?

Unterschiedliche Materialstrukturen wie Strick über Spitze oder synthetisches Leder schaffen interessante Kontraste. Opakes mit Transparentem zu kombinieren erzeugt überraschende Effekte. Achten Sie darauf, dünnere Stoffe als untere Schichten zu wählen, um nicht unnötig aufzutragen.

Wie vermeide ich, dass der Lagenlook zu dick aufträgt?

Balance ist der Schlüssel. Kombinieren Sie figurbetonende Teile mit weiten Elementen und achten Sie auf eine ausgewogene Verteilung der Volumina. Wenn Sie beispielsweise einen Oversize-Pullover tragen, wählen Sie eine schmale Hose. Ein Gürtel kann zudem helfen, eine Taille zu schaffen und die Form zu definieren.

Geschrieben von Anja Bauer, Anja Bauer ist eine Modekuratorin mit über 15 Jahren Erfahrung in der Luxusbranche und gilt als Koryphäe für zeitlose Eleganz und materielle Qualität. Ihre Expertise liegt in der Identifizierung von Stücken, deren Wert über saisonale Trends hinausgeht.